“Wir im Westen können uns leisten, das Netz kritisch zu sehen”

Für vie­le Men­schen im glo­ba­len Süden dage­gen ist das Inter­net ein Frei­raum außer­halb der All­tags­zwän­ge. Die Medi­en­wis­sen­schaft­le­rin Pay­al Aro­ra plä­diert für welt­wei­te Regu­lie­run­gen — und welt­wei­ten Dialog. Ein Interview geführt von Valie Djordjević.
social media welt netzwerk
Aus dem 5. Teil der was wäre wenn-Reihe:

Was wäre, wenn Social Media den Nutzer*innen gehören würde?

Gibt es so etwas wie eine digi­ta­le Weltgemeinschaft? 

Pay­al Aro­ra: Ich arbei­te schon seit mehr als zehn Jah­ren dar­an, wie wir einen gemein­sa­men öffent­li­chen Raum auf­bau­en, in dem wir als Men­schen unse­re gemein­sa­men Inter­es­sen ver­han­deln. Ich habe wie vie­le ande­re Men­schen auch ein Inter­es­se dar­an, in einer Gesell­schaft zu leben, die für uns alle funk­tio­niert. Das ist uto­pisch, weil es unrea­lis­tisch ist. Aber es ist ein Ide­al, das wir brau­chen, um dar­auf hinzuarbeiten. 

Sind wir denn auf einem guten Weg, im digi­ta­len Raum einer sol­chen Gesell­schaft näher zu kommen?

Idea­le sind natur­ge­mäß opti­mis­tisch. Des­halb stel­le ich mich auch gegen die­sen all­ge­gen­wär­ti­gen dys­to­pi­schen Dis­kurs des Über­wa­chungs­ka­pi­ta­lis­mus, dem man im Augen­blick in den Medi­en über­all begeg­net. Ich glau­be nicht dar­an, dass die Nutzer*innen völ­lig macht­los sind und dass die Demo­kra­tie von den Platt­for­men rui­niert wird. Das unter­mi­niert kom­plett die Rol­le mensch­li­cher Hand­lungs­mög­lich­kei­ten. So ein­fach sind Men­schen nicht mani­pu­lier­bar und sie sind auch nicht nur Opfer von digi­ta­len Sys­te­men. Das bedeu­tet aber nicht, dass es nicht eine unge­heu­re Men­ge von Ungleich­heit auf der Welt gibt und dass dafür nie­mand ver­ant­wort­lich ist. 

Das Inter­net, wie es in den Anfangs­jah­ren kon­stru­iert war, war sehr funk­tio­nal. Es ging dar­um, dass Insti­tu­tio­nen top down Infor­ma­tio­nen ver­brei­ten woll­ten, um die Öffent­lich­keit zu steu­ern. Die Nutzer*innen selbst haben es dann aber für vie­le ver­schie­de­ne Zwe­cke über­nom­men. Die Nut­zung für Unter­hal­tungs­zwe­cke und Frei­zeit spielt dabei eine domi­nan­te Rol­le. Es gibt eine intrinsi­sche Ver­bin­dung zwi­schen Frei­zeit und Uto­pi­en. Nur wenn man aus der Maschi­ne­rie des All­tags aus­bricht, um sich in einem Raum ohne Regeln auf­zu­hal­ten, kann man über die eige­ne Situa­ti­on nach­den­ken und sich viel­leicht etwas Bes­se­res vor­stel­len. Wir haben dazu Daten – dar­um geht es auch in mei­nem neu­en Buch ​„The Next Bil­li­on Users“. Men­schen nut­zen das Inter­net egal, ob sie in einem klei­nen Slum in Indi­en oder einem Vor­ort von Bos­ton in den USA sit­zen, für die glei­chen Din­ge: Sie unter­hal­ten sich in sozia­len Netz­wer­ken, sie schau­en Por­nos, sie prä­sen­tie­ren sich auf Insta­gram und spie­len Com­pu­ter­spie­le. Die Sta­tis­ti­ken zei­gen, dass das der über­wie­gen­de Teil der Online-Nut­zung ist.

Ist es nicht eher eine ande­re Mög­lich­keit, uns als Bürger*innen ruhig zu hal­ten – im Sin­ne von Brot und Spielen? 

Das glau­be ich nicht. In der gan­zen Debat­te über den Über­wa­chungs­ka­pi­ta­lis­mus gibt es eine Grund­an­nah­me, die immer mit­schwingt, dass näm­lich der Markt als Prin­zip etwas Nega­ti­ves, Toxi­sches ist. Wir müs­sen aber sehr vor­sich­tig sein, Märk­te kom­plett abzu­schrei­ben. Glo­bal gese­hen haben Märk­te näm­lich – egal ob in Nami­bia, Gha­na oder Süd­ost­asi­en – als Gegen­ge­wicht zu den auto­ri­tä­ren Regi­men fun­giert. Märk­te haben auf die Bedürf­nis­se von Nutzer*innen reagiert, wenn staat­li­che Stel­len das nicht getan haben.

„Der Markt an sich ist nicht das Problem“

Was natür­lich gefähr­lich ist, ist wenn der Staat und die Märk­te zusam­men­ar­bei­ten, um Olig­ar­chi­en zu erschaf­fen und Ungleich­heit zu erhal­ten und zu ver­grö­ßern. Aber wir soll­ten den Markt an sich nicht abschrei­ben. Der Kapi­ta­lis­mus hat – und das ist nach­weis­bar – Mil­lio­nen von Men­schen aus der Armut geholt und Ungleich­heit ver­rin­gert. Vor­aus­set­zung war die rich­ti­ge staat­li­che Regu­lie­rung, sorg­fäl­ti­ge Abwä­gung und die rich­ti­ge Balan­ce der ver­schie­de­nen Sta­ke­hol­der, die sich gegen­sei­tig kontrollieren. 

Der Markt an sich ist nicht das Pro­blem. Aller­dings sind die staat­li­chen Regu­lie­rungs­me­cha­nis­men oft so schwach und ver­wäs­sert, dass er ent­we­der von den Mäch­ti­gen im Staat oder den Lob­by­grup­pen usur­piert wird. Ein Markt im eigent­li­chen Sin­ne exis­tiert in vie­len Län­dern gar nicht mehr. 

Als das Inter­net Ende der 1990er zu einem Publi­kums­me­di­um wur­de, gab es die Hoff­nung, dass es zu einer Demo­kra­ti­sie­rung bei­tra­gen wür­de. Heu­te sieht es eher so aus, als ob es von pri­va­ten Tech­no­lo­gie­fir­men über­nom­men wurde. 

Ich glau­be, das ist eine Mys­ti­fi­zie­rung der Ver­gan­gen­heit. Es gab damals viel­leicht mehr Frei­räu­me, aber man muss auch sehen, dass die Zahl der Nutzer*innen sehr klein war und die­se aus sehr pri­vi­le­gier­ten Grup­pen kam. Es waren Hacker und Geeks, sehr weiß und männ­lich. In die­sem Sin­ne ist das Inter­net viel demo­kra­ti­scher gewor­den, weil ein­fach heu­te ande­re Leu­te Zugang haben. Zugang zum Inter­net war damals ver­gleichs­wei­se kost­spie­lig und man brauch­te teu­re Gerä­te. Heu­te ist das kei­ne Fra­ge mehr – auch in den Schwel­len­län­dern. Die tech­ni­schen Inno­va­tio­nen und Dis­rup­tio­nen kom­men inzwi­schen nicht nur aus den Indus­trie­län­dern, son­dern auch von ein­hei­mi­schen Fir­men, etwa in Chi­na, das inzwi­schen so etwas wie eine Gegen­kraft zum Sili­con Val­ley in den USA gewor­den ist, oder in Indi­en, das eben­falls eine eige­ne loka­le Tech-Indus­trie auf­ge­baut hat. 

Was sind denn die neu­en Arten und Wei­sen, wie Nutzer_​innen außer­halb der indus­tria­li­sier­ten Län­der das Inter­net nutzen? 

Neben wir zum Bei­spiel die Debat­te um Memes und Remi­xes, die ja in Euro­pa urhe­ber­recht­lich pro­ble­ma­tisch sind. Die Idee dahin­ter ist, dass wir die Urhe­ber­rech­te von Krea­ti­ven ver­tei­di­gen wol­len. Mit dem Arti­kel 17 der EU-Urhe­ber­rechts­re­form sol­len Upload­fil­ter ein­ge­führt wer­den, um urhe­ber­recht­lich geschütz­tes Mate­ri­al auto­ma­tisch raus­zu­fil­tern. Wenn man so etwas welt­weit ein­füh­ren wür­de, dann wäre poli­ti­scher Pro­test in vie­len Län­dern nicht mehr mög­lich. In Chi­na nut­zen vie­le Nutzer*innen Memes, um sich über die Regie­rung lus­tig zu machen. Das ist nicht ein­fach, weil dort ein star­kes Zen­sur­re­gime herrscht und alle Inhal­te im Netz über­wacht wer­den. Man muss also sehr geschickt sein.

„Das Leben ist von kul­tu­rel­len Codes bestimmt“ 

Es gibt ja die ​„Cute cat theo­ry of digi­tal activism“ von Ethan Zucker­man, die besagt, wenn man genug Kat­zen­con­tent auf eine Platt­form hoch­lädt, dann ist es sehr schwer sie zu schlie­ßen, weil sie haupt­säch­lich Unter­hal­tungs­zwe­cken dient. Inner­halb die­ser Platt­form kann man dann leich­ter sub­ver­si­ve Inhal­te unter­brin­gen. Platt­for­men wie Face­book wer­den welt­weit auch für poli­ti­schen Pro­test genutzt. 

In Ihrem Buch beschrei­ben Sie, wie Nutzer_​innen das Inter­net im All­tag benut­zen, um sich klei­ne Frei­räu­me zu schaf­fen. Inwie­fern ist das poli­tisch relevant? 

Das All­tags­le­ben von Men­schen ist nicht nur von Geset­zen bestimmt, son­dern zum gro­ßen Teil von infor­mel­len Regeln und kul­tu­rel­len Codes. Frau­en ste­hen da oft auf der Ver­lie­rer­sei­te – in sehr vie­len Län­dern der Welt. Wenn Frau­en in Sau­di-Ara­bi­en ihr Gesicht auf Insta­gram zei­gen, dann wird das mit Peit­schen­hie­ben von der Moral­po­li­zei bestraft. Trotz­dem nut­zen sie sozia­le Medi­en, um mit Frem­den zu kom­mu­ni­zie­ren und sogar Lie­bes­be­zie­hun­gen online auf­zu­bau­en. Wenn sie Ver­trau­en auf­ge­baut haben, zei­gen sie in pri­va­ten Nach­rich­ten die­sen ​„Frem­den“ sogar ihr Gesicht und tau­schen Lie­bes­be­teue­run­gen aus. Das ist unge­heu­er ris­kant für sie. Vie­le sind Teen­ager, die sich nach Lie­be und Zunei­gung sehen, nach ihrer Iden­ti­tät suchen und sich aus­pro­bie­ren wol­len, was in ihrem All­tag aber nicht mög­lich ist. Wir hier im Wes­ten kön­nen anzie­hen, was wir wol­len und uns ver­hal­ten, wie wir wol­len. Wir kön­nen uns in der Öffent­lich­keit küs­sen. In Indi­en ver­prü­gelt die selbst­er­nann­te Moral­po­li­zei Paa­re, wenn sie in der Öffent­lich­keit Zärt­lich­kei­ten aus­tau­schen. Und Indi­en ist eine Demokratie! 

Wir reden viel über Daten­schutz und Pri­vat­sphä­re im Zusam­men­hang mit dem Inter­net. Was ist die Rol­le von Pri­vat­sphä­re bei die­sen neu­en Nutzer*innen?

Wir haben vor ein paar Jah­ren ein Pro­jekt gemacht, wo wir die Inter­net­nut­zung in bra­si­lia­ni­schen Fave­las, Slums in Indi­en und Town­ships in Süd­afri­ka unter­sucht haben. Wir haben her­aus­ge­fun­den, dass Pri­vat­sphä­re bei den jun­gen Leu­ten, die dort online gehen, eine ganz ande­re Rol­le spielt. Wir haben uns dafür die Öko­no­mi­en von Lie­bes­be­zie­hun­gen ange­schaut. Wir spre­chen von jun­gen Men­schen, die sich nichts sehn­li­cher wün­schen als Lie­be, eine Bezie­hung und Sex. Sie sind auf der Suche nach ihrer sexu­el­len Iden­ti­tät. Wir haben uns ange­schaut, wie sie nach Sex suchen, wie sie mit Por­no­gra­fie umge­hen, wie sie sol­che Inhal­te tei­len. Sie gehen dabei unge­heu­re Risi­ken ein, um sich dar­zu­stel­len, um sicht- und hör­bar zu werden.

Sozia­le Medi­en als Rückzugsraum

Es zeig­te sich, dass sie kei­ne Angst davor haben, vom Staat über­wacht zu wer­den, son­dern dass die Gefahr von ihrer Fami­lie, den Nach­barn, der Gemein­schaft droh­te. Ein typi­sches bra­si­lia­ni­sches Mäd­chen hat­te mehr Angst vor ihrer Mut­ter, die stän­dig ihr Smart­pho­ne kon­trol­liert, um her­aus­zu­fin­den, mit wem sie sich trifft, mit wem sie redet, wohin sie geht. Die Mut­ter ist ein sehr mäch­ti­ges sozia­les Über­wa­chungs­sys­tem in die­sen Fave­las. Oder die Gang­mit­glie­der des loka­len Dro­gen­bos­ses – sie befri­en­den dich auf Face­book und du musst das akzeptieren. 

Pri­vat­sphä­re ist für vie­le Leu­te auf der Welt ein Luxus. Wenn sich eine gan­ze Fami­lie ein Schlaf­zim­mer tei­len muss, dann gibt es dort kei­ne Pri­vat­sphä­re. Die Nachbar*innen sind gleich neben­an und sehen und hören alles. In den Wohn­ge­bie­ten der Armen ist die Poli­zei über­all und beob­ach­tet sie eben­falls. Man ist es so gewöhnt unter Beob­ach­tung zu ste­hen, dass der vir­tu­el­le Raum in den sozia­len Medi­en, wo man viel­leicht das ers­te Mal für sich sein kann, ein ech­tes Aha-Erleb­nis ist. 

Inter­net-Fir­men wie Face­book sam­meln aber vie­le Daten und bestim­men dar­über, wel­che Infor­ma­tio­nen wir sehen. Ist das nicht problematisch? 

Die­se Debat­te um Pri­vat­sphä­re, die uns im Wes­ten so beschäf­tigt, dass Inter­net-Fir­men unse­re Daten sam­meln, kau­fen und ver­kau­fen, ist in vie­len Län­dern weit ent­fernt vom All­tag und den Sor­gen der Men­schen. Für sie ist das Inter­net ein Frei­raum, wo sie eine neue Iden­ti­tät anneh­men kön­nen und exo­ti­sche Freun­de aus der gan­zen Welt haben kön­nen. In Län­dern wie Bra­si­li­en oder Indi­en sind die Hälf­te bis zu zwei Drit­tel der Freun­de auf Face­book Frem­de. Bei uns sind es weni­ger als fünf Prozent. 

In vie­len Schwel­len­län­dern gibt es die­sen Wunsch, Teil einer glo­ba­len Gemein­schaft zu sein. Das bie­tet einen Aus­weg aus einer Lebens­um­ge­bung, die sehr ein­ge­schränkt ist. Die meis­ten der Leu­te wer­den wahr­schein­lich nie ihr Vier­tel oder ihre Stadt ver­las­sen. Trotz­dem füh­len sie sich als Welt­bür­ger. In einer BBC-Befra­gung 2016 haben Drei­vier­tel der nige­ria­ni­schen Staats­bür­ger sich als Welt­bür­ger bezeich­net, wäh­rend es in Deutsch­land nur rund drei­ßig Pro­zent waren.

„Eine US-Fir­ma ist nicht ein­fach nur eine US-Firma“ 

Wir im Wes­ten kön­nen es uns leis­ten, dem Netz gegen­über kri­tisch zu sein, weil wir ande­re Kanä­le haben, über die wir uns aus­drü­cken kön­nen. Es ist kein Wun­der, dass die Men­schen in den Län­dern des glo­ba­len Südens viel enthu­si­as­ti­scher gegen­über dem Inter­net zei­gen. Ich fin­de es schwie­rig zu sagen, wir müs­sen Face­book abschaf­fen, es zer­stört unse­re Demo­kra­tie. Wes­sen Demo­kra­tie ist das und aus wel­cher Per­spek­ti­ve spre­chen wir? 

Die Kri­tik an Face­book ist berech­tigt, kei­ne Fra­ge, aber sie waren die Ers­ten, die das Inter­net zu die­sen Men­schen in den Nied­rig­lohn­län­dern gebracht haben. Das geschah über das Internet.org-Projekt, das in eini­gen Län­dern kos­ten­lo­sen Zugang zu aus­ge­wähl­ten Web­sei­ten wie Wiki­pe­dia, Goog­le und natür­lich Face­book erlaubt. Natür­lich ist das nicht das Inter­net, aber nie­mand sonst hat etwas für die­se Leu­te getan. Halb Myan­mar ist inner­halb von zwei Jah­ren über die­ses Pro­jekt online gegan­gen, nach­dem die Mili­tär­herr­schaft been­det war. 

Was wären denn dann die Schrit­te, um das Inter­net für alle gerech­ter zu gestalten? 

Daten flie­ßen über natio­na­le Gren­zen hin­weg. Inter­na­tio­nal agie­ren­de Unter­neh­men bau­en ihre Struk­tu­ren eben­falls inter­na­tio­nal auf. Daten­zen­tren befin­den sich auf der Welt ver­teilt; die Roh­stof­fe für Smart­pho­nes und Com­pu­ter kom­men zu gro­ßen Tei­len aus Afri­ka – wir müs­sen all die­se Struk­tu­ren beach­ten. Eine US-ame­ri­ka­ni­sche Fir­ma ist nicht ein­fach nur eine US-ame­ri­ka­ni­sche Fir­ma. Die Geld­flüs­se sind welt­weit verteilt.

„Wir brau­chen drin­gend eine glo­ba­le Regulierung“ 

Wir brau­chen unab­hän­gi­ge Regu­lie­rungs­be­hör­den, die kol­lek­tiv von inter­na­tio­na­len Insti­tu­tio­nen finan­ziert wer­den. Wir bewe­gen uns zwar schon in die­se Rich­tung, aber wer kon­trol­liert die Kon­trol­leu­re? Wir brau­chen dort Leu­te, die kei­ne eige­nen poli­ti­schen Inter­es­sen ver­fol­gen. Vor allem in den USA gibt es die Vor­stel­lung, dass die Indus­trie sich über Selbst­ver­pflich­tun­gen regu­liert. Dafür bekom­men Ver­brau­cher­schutz­or­ga­ni­sa­tio­nen immer weni­ger Geld. Das ist zu kurz gedacht, denn natür­lich haben Tech-Fir­men ganz ande­re Stan­dards und Inter­es­sen. Das Ergeb­nis ist für die Öffent­lich­keit nicht so gut – wie wir immer wie­der sehen. Wir brau­chen also drin­gend eine glo­ba­le Regu­lie­rung die­ser angeb­lich natio­na­len Pro­ble­me, weil sie nicht mehr natio­nal sind. Es ist trau­rig, dass es auf der gan­zen Welt die­se Bewe­gun­gen gibt, die Natio­nal­staa­ten zu stär­ken, aber eigent­lich müss­ten wir genau das Gegen­teil tun. Die digi­ta­le Welt ist Teil unse­res All­tags gewor­den und wir sind des­halb Teil eines glo­ba­len Dia­logs, ob es uns passt oder nicht. 


Interview

Pay­al Aro­ra lehrt als Kom­mu­ni­ka­ti­ons­pro­fes­so­rin an der Eras­mus-Uni­ver­si­tät in Rot­ter­dam. Ihr letz­tes Buch ​„The Next Bil­li­on Users. Digi­tal Life Bey­ond the West“ beschäf­tigt sich damit, wie Nutzer*innen im glo­ba­len Süden mit dem Inter­net umge­hen und was das für das digi­ta­le Leben welt­weit bedeutet. 

Valie Djor­dje­vić ist freie Autorin und Mit­be­grün­de­rin von iRights​.info, einem Web­por­tal zu The­men wie Urhe­ber­recht, Daten­schutz, Pri­vat­sphä­re rund um die digi­ta­le Welt.

Was wäre, wenn…

… Social Media den Nutzer*innen gehören würde?

Im 5. Teil unserer was wäre wenn-Reihe sprechen wir über Social Media Nutzer*innen. was wäre wenn ist das Online-Magazin der Initiative Offene Gesellschaft für konkrete Utopien. Unser Ziel ist es, Alter­na­ti­ven für die Gesellschaft sicht­bar zu machen und poten­zi­el­le Lösun­gen ins Zen­trum zu rücken.

Jedes Thema wird mit einer was wäre wenn-Frage eröffnet und anschließend in Essays, Interviews und in einem begleitenden Podcast diskutiert. Zum Wesenskern unseres Magazins gehört die Pluralität der Stimmen und Perspektiven. Die Inhalte werden deshalb, neben journalistischen Beiträgen, vor allem von Expert*innen aus Wissenschaften, Praxis und Zivilgesellschaft verfasst.

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