“Solange Wirtschaft auf Rendite ausgerichtet ist, bleiben wir unter unseren Möglichkeiten”

In einer kooperativen Ökonomie würde der technologische Fortschritt zu tatsächlicher Arbeitserleichterung führen, erklärt die Politologin Sabine Nuss. Ein Interview geführt von Lukas Hermsmeier.
zukunft technologie drohne
Aus dem 8. Teil der was wäre wenn-Reihe:

Was wäre, wenn Technologie uns die Arbeit abnähme?

Liebe Frau Nuss, wir gehen in unserer aktuellen Ausgabe der Frage nach, was passieren müsste, damit Automatisierung und Digitalisierung das Leben aller Menschen leichter macht, nicht nur das von wenigen Privilegierten. Deshalb ein ganz leichter Einstieg: Ist das im Kapitalismus überhaupt möglich oder brauchen wir die Revolution?

Sabine Nuss: Wenn wir wollen, dass Technologie tatsächlich flächendeckend die Arbeit erleichtert, beziehungsweise monotone Arbeit vollständig übernimmt, dann bräuchten wir eine Revolution, ja. Das ist im Kapitalismus tatsächlich schwer möglich. Jetzt wird natürlich jeder viele Beispiele aufzählen können, wo Arbeit auch im Kapitalismus einfacher wird, dadurch, dass man einen Roboter oder Assistenzsysteme einsetzt. Und liest man die Hochglanzprospekte der Unternehmen, die solche Technologien verkaufen, wird immer damit geworben, dass damit die Arbeit erleichtert werde.

… aber?

Es wird neben der Arbeitserleichterung mit noch etwas anderem geworben: Mit der Produktivitätssteigerung, häufig auch mit “Effizienz” umschrieben. Die Arbeitserleichterung ist nicht das Hauptmotiv. Unternehmen setzen nur dann neue Technologien ein, wenn damit die Produktivität gesteigert werden kann. Das ist ein riesiger Unterschied und verweist auf den Kern des Ganzen. Durch die Steigerung der Produktivität können in der gleichen oder in weniger Zeit mehr Produkte als vorher hergestellt werden. Damit verteilen sich die Lohnkosten der Beschäftigten aber auch auf mehr Produkte, sie sinken also je Produkt. Die Produkte können dadurch auf dem Markt billiger angeboten werden, verglichen mit der Konkurrenz. Unternehmen erhoffen sich davon einen größeren Marktanteil, sie wollen oder müssen die Nase immer vorne haben in der Konkurrenz. Im Umkehrschluss bedeutet das, dass arbeitssparende Technologie nicht eingesetzt wird, solange eine Produktivitätssteigerung mit menschlicher, händischer und monotoner Arbeit billiger zu haben ist, als mit einer Maschine.

Das heißt, unsere Welt könnte schon viel technologisierter sein?

Könnte, ja. Solange alle unsere Wirtschaftsaktivitäten auf Rendite ausgerichtet sind und sich in Strukturen der Konkurrenz bewegen, bleiben wir unter unseren Möglichkeiten, was das Potential der Arbeitserleichterung und neuer Technologien angeht. Walmart testet derzeit zum Beispiel Scan-Roboter, die die Produkte im Regal scannen, melden, wenn was fehlt und dabei noch den Boden reinigen. Eigentlich eine gute Sache, wenn es funktioniert. Aber natürlich laufen die Gewerkschaften nun Sturm, sie befürchten den Wegfall von massenhaft Stellen. Solange die Beschäftigung von Menschen für Walmart rentabler ist, werden die Scan-Roboter allerdings auch nicht im großen Stil eingesetzt.

Bislang hilft die Technologisierung also vor allem großen Unternehmen, nicht den Arbeitnehmer*innen. Gilt das für alle Wirtschafts- und Gesellschaftsbereiche gleichermaßen? Oder gibt es Ausnahmen, wo sich tatsächlich mehr in Richtung Arbeitserleichterung verschiebt?

Da müsste man zunächst mal festlegen, was genau unter “Arbeitserleichterung” zu verstehen ist, wie sie wirkt, etc. Das ist sicher von Branche zu Branche und von Bereich zu Bereich qualitativ unterschiedlich und quantitativ schwer vergleichbar. Eine neue Generation von “kollaborativen Robotern” kann zum Beispiel die Muskelkraft von Fließbandarbeitern verstärken. Das soll wohl in den nächsten Jahren zunehmend eingesetzt werden in der Industrie. Könnte man nun denken, das sei vielleicht eine Arbeitserleichterung. Diese Maßnahme dient aber nicht in erster Linie dazu, den Arbeitern die Arbeit zu erleichtern, sondern dazu, dass sie so schneller oder mehr produzieren können. Das ist auch der Grund, warum in dem Moment, wo eine arbeitserleichternde oder arbeitssparende Methode eingesetzt wird, wieder eine Gegentendenz eintreten kann: Wenn schon neue Maschine, dann bitte auch mehr oder schneller oder länger daran arbeiten, damit sich die Investition auch rentiert. Größeren Spielraum hätten theoretisch öffentlich geförderte oder staatliche Bereiche, allerdings sind die auch abhängig von Wachstum und Beschäftigung.

“Wer entscheidet eigentlich darüber, wie Arbeit verteilt wird?”

Angenommen, die Revolution findet so bald nicht statt. Und angenommen, unsere Welt wird immer digitaler, technologisierter, automatisierter. Selbst dann wird ja Arbeit bleiben. Allein die Programmierung und Wartung der Roboter. Und noch viel elementarer: reproduktive Arbeit, Erziehung, Pflege. Wie kommen wir dahin, dass die bleibende Arbeit zumindest gerechter verteilt wird, als sie es jetzt ist?

Da ist jetzt ein wenig die Frage, wer sich hinter dem “wir” verbirgt. Die überwältigende Mehrheit der Menschen sind abhängig Beschäftigte, das heißt, sie sind abhängig davon, gegen Bezahlung zu arbeiten, da sie zu wenig oder gar kein Vermögen besitzen. Und unter diesen Menschen gibt es nochmal eine Gruppe Menschen, nach wie vor vorwiegend Frauen, die wiederum von den Beschäftigten abhängig sind, das heißt, von ihrem Lohn mitleben müssen, weil sie aufgrund ihrer sogenannten fürsorgenden Arbeit (Kinder, Alte, Kranke) vom Arbeitsmarkt ausgeschlossen sind, mit allen bekannten, negativen Folgen.

Dem gegenüber steht eine kleine Anzahl von Menschen, auf die sich das vorhandene Betriebsvermögen konzentriert, sie verfügen über Fabrikgebäude, Maschinen, Werkzeuge, Büros, Computer, Software, Rohstoffe, etc. Sie können darüber bestimmen, wer wie lange arbeitet, unter welchen Umständen gearbeitet wird, ob Arbeitende entlassen werden, wie viel oder wenig diese verdienen, etc. pp., während sie selbst es sich – apropos gerechte Verteilung der Arbeit – in der Regel leisten können, nicht zu arbeiten. Bevor man darüber spricht, wie die bleibende Arbeit gerechter verteilt wird, müsste man daher erst mal die Frage stellen: Wer entscheidet eigentlich darüber, wie die produktive und reproduktive Arbeit verteilt wird?

Könnte nicht der Staat hier regulierend eingreifen?

Doch. Könnte er. Durch eine radikale Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich, zum Beispiel eine 25-Stunden-Woche. Damit könnten dann auch die reproduktiven Arbeiten besser verteilt werden. Da können Sie sich jetzt aber recht schnell ausmalen, wie realistisch das ist, wenn ein einzelnes Land hier einen Alleingang vorlegen würde, angesichts der Tatsache, dass Nationalstaaten auf dem Weltmarkt ständig gegeneinander darum konkurrieren, wer die attraktivsten Bedingungen für Investoren zu bieten hat. Gute Löhne oder geringe Arbeitszeit gehört zum Letzten, was Investoren attraktiv finden. Angesichts der von manchen befürchteten technologischen Massenarbeitslosigkeit, wird mitunter auch das bedingungslose Grundeinkommen gefordert. Darüber kann man lange diskutieren, man muss aber sehr genau hinsehen, dass das Grundeinkommen am Ende nicht doch nur die Verwaltung des Elends ist, das jenen widerfährt, die aufs Pflaster geworfen werden, weil sie nicht mehr gebraucht werden, beziehungsweise nicht mehr rentabel genug einsetzbar sind.

“Man müsste an der Demokratisierung der Produktion ansetzen”

Was müsste denn geschehen, dass das bedingungslose Grundeinkommen mehr als nur als eine “Verwaltung des Elends ist”? Interessant ist ja, dass die Forderung danach aus allen politischen Richtungen kommt.

Ja, für das bedingungslose Grundeinkommen (BGE) sind mittlerweile auch Manager von der Telekom, Siemens oder die Initiative Wirtschaft für Grundeinkommen, wo auch Banker und Risikokapital-Investoren vertreten sind. Für die Unternehmen ist solch ein BGE praktisch, weil sie dann weniger Lohn bezahlen müssen und flexibler die Arbeitskräfte einstellen und entlassen können, nicht zufällig wird im gleichen Atemzug gesagt, dass man dann ja auch den Kündigungsschutz lockern könne. Eine Studie der Universität Düsseldorf zum Einsatz von Robotern in der deutschen Industrie hat gezeigt, dass ein Roboter zwei Jobs ersetzt, dass es aber trotzdem nicht zu einem Rückgang der Beschäftigung kam, es wurde kompensiert vom Dienstleistungssektor. Allerdings, so die Studie weiter, sank das Lohnniveau, bislang zwar noch gering, aber es sei damit zu rechnen, dass diese Entwicklung zunehmen wird.

Bedeutet: Je mehr Roboter im Einsatz, desto weniger Lohn für die Menschen?

Sollte tatsächlich der Fall eintreten, dass der Einsatz von Robotern und anderer digitaler Technologien wie zum Beispiel die Künstliche Intelligenz (KI) menschliche Arbeitskraft richtiggehend in Größenordnungen “freisetzt”, sinkt das Lohnniveau, weil dann absolut mehr Arbeitslose in Konkurrenz zu anderen dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen. Sie werden damit erpressbarer und müssen dann auch Jobs zu geringeren Löhnen annehmen. Was wäre die emanzipatorische Variante des bedingungslosen Grundeinkommens? Die würde tatsächlich ein gutes Leben für alle ermöglichen. Das allerdings erfordert eine enorme Umverteilung von “oben” nach “unten” und würde damit eine der wichtigsten Bedingungen der marktwirtschaftlichen Ordnung gehörig erschüttern: dass Leute gezwungen sind, ihre Arbeitskraft zu verkaufen. Es lohnt dennoch dafür zu streiten, weil dies allen die Möglichkeit geben würde, reproduktive Arbeit mit produktiver Arbeit zu kombinieren. Aber parallel müsste man an der Demokratisierung der Produktion ansetzen, nicht nur an der Verteilung der Einkommen.

“Es gibt viele Ansätze einer kooperativen Ökonomie, aber sie werden abgewertet”

Wie lässt sich diese Demokratisierung der Produktion am besten erstreiten? Werden Gewerkschaften – angesichts der fortschreitenden Technologisierung und Automatisierung der Arbeitswelten – wichtiger?

Auf jeden Fall. Wir haben ja gesehen, dass arbeitserleichternde Maßnahmen nur dann in Betrieben eingeführt werden, wenn sie auch die Produktivität steigern. Sie sind eine davon abgeleitete Funktion. Oder aber, und da kommen die Gewerkschaften ins Spiel: Sie werden durch innerbetrieblichen Druck seitens der organisierten Arbeitnehmer erkämpft. Gewerkschaften spielen angesichts der zunehmenden Automatisierungspotentiale eine wichtige Rolle. Allerdings haben Gewerkschaften häufig auch das – nachvollziehbare – Interesse am Erhalt der Arbeitsplätze, und insofern Standorte global im Wettbewerb um das ständige Schneller, Höher, Weiter, Billiger und Besser gegeneinander ausgespielt werden, schränkt auch das ihren Spielraum ein. Daher braucht es eine gesamt- und zivilgesellschaftliche, breite Debatte darüber, ob die Art und Weise der Ökonomie, in der wir unser Leben organisieren, noch zeitgemäß ist. Fridays for Future gibt da durchaus wichtige Impulse. Es gibt auch eine Menge alternativer Praxisformen, in der alternative Ökonomiemodelle erprobt werden, darauf sollte man mehr den Lichtschein werfen.

Was für alternative Praxisformen und Ökonomiemodelle sind das?

Zunächst mal alle nicht an Profit orientierten und von Konkurrenz angetriebenen Tätigkeiten. Sehen wir mal von den öffentlichen Bereichen wie der Daseinsvorsorge, sofern sie nicht privatisiert wurden, ab, bietet der sogenannte Dritte Sektor, der unterschiedliche Organisationsformen wie NGOs, Vereine, Stiftungen kennt, gute Beispiele, aber auch manche Genossenschaften zählen dazu, Hausprojekte, selbstverwaltete Kooperativen, wie beispielsweise die Park Slope Food Coop, ein gemeinschaftlicher Supermarkt in Brooklyn, New York, nach dessen Vorbild übrigens 2016 einer in Paris entstanden ist und derzeit eine Gründung in Berlin in Planung ist. Aber ebenso die reproduktiven, meist von Frauen unbezahlt geleisteten Arbeiten gehören dazu, oder Aktivitäten in der Freizeit, das Ehrenamt, politisches Engagement, all das sind jenseits profitorientierter Motive produktive, gemeinsam und kooperativ organisierte Tätigkeiten, die auch größere Dimensionen annehmen können. Zum Beispiel bei internationalen Klimacamps mit teilweise Tausenden von Teilnehmern, wo mit Arbeitsgruppen, Mailinglisten etc. eine umfassende Infrastruktur organisiert wird. Ein weiteres Beispiel ist Linux, eine Open-Source-Software, die zahlreiche Entwickler in einem komplexen globalen arbeitsteiligen Organisationsprozess programmiert haben. Auch die Enquete-Kommission des Deutschen Bundestags “Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität” schreibt in ihrem Schlussbericht, dass, ich zitiere: “…mit der nicht-marktvermittelten Produktion ein großer volkswirtschaftlicher Wertschöpfungsbereich besteht, der bislang nicht in gleichem Umfang ins Blickfeld gerückt ist wie die marktvermittelte Produktion”. Es gibt viele Beispiele von Ansätzen einer kooperativen Ökonomie, aber sie werden abgewertet, belächelt oder gar nicht erst wahrgenommen. Aber es sind wichtige Lernorte.

“Man müsste nicht ständig Adapter kaufen”

Also nochmal die Frage: Wie wären Arbeit und Lohn in einer hochtechnologisierten, demokratischen Arbeitswelt organisiert?

Es wäre Ergebnis gemeinsam getroffener Entscheidungen. Unvorstellbar? Mag sein, aber schon heute handeln wir täglich außerhalb und sogar manchmal innerhalb der Lohnarbeit aus, wer was an Arbeiten übernimmt, nach Fähigkeiten, nach Bedürfnissen. Wir haben zwar wenig Einfluss auf die Lohnarbeitszeit oder auf den Lohn. Aber wir streiten und einigen uns, entweder in größeren Projektteams im Job oder zu Hause in der Wohngemeinschaft, in der Familie oder anderen sozialen Zusammenhängen, im Ehrenamt, im Verein, etc. Wir kennen das also, Tätigkeiten gemeinsam zu beschließen, zu planen und kooperativ auszuführen. In jedem kapitalistischen Betrieb wird geplant und dieser Plan schließlich koordiniert ausgeführt. Allerdings ist der Anteil an Planung und Kooperation in einer Marktwirtschaft einem ganz bestimmten Ziel untergeordnet: Die Güter werden geplant und hergestellt, um sie dann auf einem anonymen Markt anzubieten, in der Hoffnung, sie mögen sich verkaufen und das eingesetzte Kapital vermehren. Der Markt übernimmt hinter unserem Rücken die Vermittlung von Angebot und Nachfrage. Wir sind tief sozialisiert in eine Wirtschaft, in der wir die Organisation unserer ökonomischen Prozesse abgegeben haben an diese “unsichtbare Hand”, wie es so treffend heißt. Wir nehmen unsere – auch technologisch mittlerweile hochentwickelte – Kompetenz in Sachen Planung und Abstimmung von komplexen Prozessen gar nicht mehr wahr als ein Potential, den kompletten ökonomischen Prozess selbst zu organisieren. Sicher auch wegen des desaströs gescheiterten historischen Zwischenspiels einer zentral geplanten Staatswirtschaft. Ich sag es mal so: Angesichts des Klimawandels wären wir aufgeschmissen, hätte die Geschichte nur zwei Optionen im Angebot.

In dieser Welt würden wir also einerseits selbstständiger arbeiten und andererseits – das entnehme ich Ihrem neuen Buch „Keine Enteignung ist auch keine Lösung“ – weniger selbst besitzen.

Interessant, dass Sie meinem Buch entnehmen, dass man dann weniger besitzen würde. Es geht darin gar nicht so sehr um quantitativ weniger, es geht um qualitativ besser. Um nur ein Beispiel aus der Elektronikindustrie zu nennen: Hardware und Software werden oft so konzipiert, dass Schnittstellen nicht kompatibel sind, sodass Kunden an ein Produkt gebunden sind und gleichzeitig dazu gezwungen werden, jede neue Generation mitzugehen. Was ich damit sagen will: Man würde in einer kooperativen Ökonomie die Häufigkeit, in der ein Produkt “erneuert” auf den Markt geworfen wird nach ökologischen und technisch sinnhafteren Kriterien ausrichten können, möglicherweise hätte man dann endlich mal die Möglichkeit, ein Gerät länger nutzen zu können und müsste außerdem nicht mehr ständig irgendwelche Adapter kaufen. Attribute, die dem Markt oder dem Privateigentum zugeschrieben werden, wie “Effizienz” oder “Innovation”, hätten dann auch einen ganz anderen Sinngehalt.

Oder nehmen wir das Beispiel Fleischkonsum: Wenn eine Gesellschaft entscheidet, wir produzieren nicht mehr soviel Fleisch, weil es dem Klima schadet, dann ist der Konsum eine davon abgeleitete Größe. Heute ist es umgekehrt: Es wird auf der einen Seite Fleisch am laufenden Band produziert und im Kühlregal zum Verkauf angeboten und mit viel Marketingquatsch beworben und dann wird der Konsument von der anderen Seite beschimpft, wenn er es kauft und zum Verzicht aufgerufen. Absurd. Und ja, nicht mehr diesem Hamsterrad ausgeliefert sein zu müssen, würde einen enormen Freiheits- und Autonomiegewinn der Individuen nach sich ziehen. Man wäre schließlich auch frei, die Trennung von reproduktiver und produktiver Arbeit aufzuheben. Im vorhin erwähnten kooperativen Supermarkt gibt es, um nur ein kleines Beispiel zu nennen, eine Kinderbetreuung. Allerdings, und das ist das Wichtigste: Eine kooperative Ökonomie funktioniert nur, wenn die Leute es wollen. Eine freiheitliche Gesellschaft, die auf Zwang beruht, ist keine.


Interview

Die Politikwissenschaftlerin Sabine Nuss arbeitet als Autorin, Referentin bei der Rosa-Luxemburg-Stiftung und Geschäftsführerin des Karl Dietz Verlages. Dort sind auch ihre letzten zwei Bücher “Keine Enteignung ist auch keine Lösung” und “Marx und die Roboter” (herausgegeben mit Florian Butollo) erschienen. [Foto: Kirsten Breustedt]

Was wäre, wenn…

… Technologie uns die Arbeit abnähme?

Im 8. Teil unserer was wäre wenn-Reihe sprechen wir über Technologie. was wäre wenn ist das Online-Magazin der Initiative Offene Gesellschaft für konkrete Utopien. Unser Ziel ist es, Alter­na­ti­ven für die Gesellschaft sicht­bar zu machen und poten­zi­el­le Lösun­gen ins Zen­trum zu rücken.

Jedes Thema wird mit einer was wäre wenn-Frage eröffnet und anschließend in Essays, Interviews und in einem begleitenden Podcast diskutiert. Zum Wesenskern unseres Magazins gehört die Pluralität der Stimmen und Perspektiven. Die Inhalte werden deshalb, neben journalistischen Beiträgen, vor allem von Expert*innen aus Wissenschaften, Praxis und Zivilgesellschaft verfasst.

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