Aus dem 8. Teil der was wäre wenn-Reihe:
Was wäre, wenn Technologie uns die Arbeit abnähme?
Im verregneten November des Jahres 2019 erhebt sich in einer amerikanischen Millionenmetropole etwas aus dem düsteren Moloch der Straßenschluchten, das einem fliegenden Auto ähnelt. Der Fahrer dieses Fluggeräts ist Rick Deckard, ein Privatdetektiv, dessen Auftrag es ist, sechs sogenannte Replikanten aufzuspüren – künstliche Menschen, die zu Arbeitszwecken entwickelt wurden, aber mittlerweile eine Bedrohung für die Menschheit sind.
Wir erkennen heute sofort, dass es sich bei diesem Szenario nicht um unsere gegenwärtige Realität handelt, sondern um die Welt im Jahr 2019, wie sie uns der Film “Blade Runner”im Jahr 1982 präsentierte. Ein solches Beispiel zeigt, dass die Zukunftsbilder, die künstlerische Werke zeichnen, oft nicht Realität werden. Das Interesse an solchen Visionen ist jedoch ungebrochen, denn sie vermitteln uns nicht nur eine Idee davon, wie unsere Zukunft aussehen könnte, sondern sind auch immer ein Blick auf unsere Gegenwart.
Dichotomie zwischen Kontrolle und Kontrollverlust
Eine entscheidende Rolle in diesen futuristischen Geschichten spielt der technische Fortschritt. Meist zeigt sich vor allem an ihm die Differenz zwischen der Gegenwart, in der die Erzählung geschrieben wird, und der imaginierten Zukunft, in der ihre Handlung angesiedelt ist. Dabei fällt auf, dass sich viele zukunftsorientierte Romane, Filme und Serien der letzten Jahrzehnte mit der Frage auseinandersetzen, wie insbesondere künstliche Intelligenz (KI) unsere Lebenswelt verändern wird. Wie bei “Blade Runner”fällt die Antwort oft in Form einer dystopischen Horrorvision voller Chaos und Gewalt aus, in der uns die KI oder gar gleich humanoide Roboter nach dem Leben trachten. Im Kern geht es daher auch immer um uns, die echten Menschen und was uns als solche ausmacht.
Vermutlich ist das der Grund, weshalb der technische Fortschritt in diesen Fiktionen oft auf die Dichotomie zwischen Kontrolle und Kontrollverlust reduziert wird. Für gewöhnlich wird aus einer Erleichterung oder Beschleunigung des Alltags schließlich eine Bedrohung. Die Werkzeuge, die dazu gedacht waren, das Leben der Menschen zu verbessern, nehmen überhand und sind nicht mehr steuerbar. Alltag heißt dabei für die meisten Menschen in westlichen Kapitalismusgesellschaften Lohnarbeit, bei der Technik auf Produktions- und Organisationsprozesse Einfluss nimmt. Diese können von der anspruchsvollen Produktion von Waren mithilfe selbständig arbeitender Computer bis hin zu künstlichen Intelligenzen, die in der Verbrechensbekämpfung eingesetzt werden, reichen.
KI-Systeme als ideale Partner*innen
Eine solche KI in Form von Hubots, dem Menschen zum Verwechseln ähnlichen Robotern, beschreibt Emma Braslavsky in ihrem Roman “Die Nacht war bleich, die Lichter blinkten”, der diesen Herbst im Suhrkamp Verlag erschienen ist und im Berlin der nahen Zukunft spielt. Hubots finden darin Anwendung in allen Bereichen des Alltags, von der Arbeitswelt bis in den intimsten privaten Bereich. Derart weitreichende Einsätze neuer Technologien bergen meist Folgen, die nicht vorhergesehen werden, so auch hier: Seit Menschen sich Hubots kaufen können, die als ideale Partner*innen auf ihre sexuellen und emotionalen Bedürfnisse zugeschnittenen sind, ist die Selbstmordrate rapide angestiegen. Jene, die in dieser Welt immer noch einsam sind, entweder weil sie aus finanziellen Gründen keinen Hubot besitzen oder keine Partnerschaft mit einem Menschen führen, verlieren völlig den Halt. Um dem Sozialamt Bestattungskosten zu ersparen, soll Roberta Hinterbliebene der Selbstmordopfer ausfindig machen. Auch Roberta ist ein Hubot, doch sie besitzt erweiterte Fähigkeiten und verfügt über eigene Entscheidungskraft.
Die Angst des Menschen, verdrängt zu werden
Der Roman wirft etliche Fragen auf, die den Bereich der Veränderung der Arbeitswelt durch Technik berühren, belässt es jedoch meist bei vorhersehbaren Szenarien. Die Frage, ob der Einsatz (eingeschränkt) selbstdenkender Maschinen zum Verlust von Arbeitsplätzen führt und wie unsere Arbeitswelt und unser Privatleben dadurch verändert würden, hat die Autorin durchaus im Blick. Das wird beispielsweise deutlich, als Roberta an ihrem Arbeitsplatz eingeführt wird. Sie ist das erste Produkt der Firma “Intellabour GmbH, eines Startups, das den umkämpften Arbeitsmarkt mit KI-Arbeitskräften fluten wollte.” Was hier als Problem angedeutet wird, rückt im Verlauf der Handlung aber schnell in den Hintergrund. Als ein Mitarbeiter von Roberta angesichts der Ankündigung, dass pro Dezernat drei KI-Ermittler eingesetzt werden sollen, ausruft “Dafür werden dann drei von uns gefeuert!”, wird die Dringlichkeit dieser Debatte noch einmal zum Teil der Erzählung. Doch der Roman verfolgt das Thema nicht weiter, was bleibt ist die lapidare Antwort des Polizeidirektors, dass man auf diese Weise die Arbeit besser verteilen könne. Wie diese Verteilung aussehen könnte, bleibt im Unklaren. Auch dass Hubots in der Romanfiktion eben nicht nur als analytische Hochleistungsmaschinen eingesetzt werden, sondern auch als Restaurantmitarbeiter*innen und in anderen Dienstleistungsberufen und damit Arbeitsplätze für weniger gut ausgebildete Menschen einnehmen, wird kaum thematisiert. Welche Tätigkeiten bleiben für diese Menschen? Wie bestreiten sie ihren Lebensunterhalt? Man erfährt es nicht.
Die Angst des Menschen, von Maschinen vom Arbeitsmarkt verdrängt zu werden, führt uns letztlich zu einer anthropologischen Grundfrage im Umgang mit der KI, die über das Thema Arbeit hinausgeht, und schließlich zu ethischen Grundlagen unseres Zusammenlebens führt.
Neue Roboterrechte im alten Patriarchat
Roberta wird als Frau gelesen, was sie einer verstärkten Gefahr sexueller Belästigung aussetzt. Darauf weist der Polizeidirektor hin, wenn er klarstellt, Roberta sei keine “Sexpuppe und auch keine Haushaltshilfe: ‘Sie hat das Recht auf körperliche Unversehrtheit wie wir alle.’ ” Von Bedeutung ist hier zweierlei: Warum würden wir einem Hubot das gleiche Recht auf körperliche Unversehrtheit zusprechen wie dem Menschen und warum wurde Roberta äußerlich überhaupt als Frau konzipiert? Letzteres wird durch Deeskalation begründet und wirft dadurch gleichzeitig Fragen der Genderwahrnehmung auf: “Was glaubst du, was hier los wäre, wenn ich mit einem Terminator aufgekreuzt wäre”, antwortet der Polizeidirektor auf Robertas Frage, warum sie als Frau konzipiert wurde, nachdem sie festgestellt hat, dass außer ihr fast nur Männer in der Dienststelle arbeiten.
Die Frage nach den Rechten verweist auf unser Selbstverständnis als Menschen. Wie verändert es sich, wenn intelligente Maschinen nicht nur schneller und kreativer denken als wir, sondern auch unsere emotionalen und sexuellen Bedürfnisse befriedigen? Sollte es irgendwann tatsächlich Hubots oder ähnliche Roboter geben, müssen wir uns fragen, welchen Grad der Menschlichkeit wir ihnen zusprechen und welche ethischen und rechtlichen Implikationen sich daraus ergeben. Naheliegend wäre es im Roman etwa gewesen, anhand der Hubots zu zeigen, inwieweit sexuelle Beziehungen zu Robotern auf Liebesbeziehungen, die Reproduktion oder die Gendergerechtigkeit einwirken. All dies wird nur angedeutet, zum Beispiel in einer weiteren Szene des Romans, in der Roberta in einer Bar von einem Mann vehement sexuell belästigt wird. Entscheidend ist, dass dem Mann bewusst ist, dass er einen Roboter vor sich hat, der in seinen Augen nicht über die gleichen Rechte verfügt: “Du brauchst nicht viel mehr über mich zu wissen, außer wie du mich glücklich machst. Das wisst ihr Dinger doch, dafür haben wir euch doch gemacht.” Was sagt es über den Menschen aus, dass er Roboter, die ihm ähnlich sehen und zu denen er ähnliche Emotionen ausbildet wie zu anderen Menschen, ausbeutet, sexuell belästigt und ihnen Gewalt antut?
Klassische Krimigeschichte im digitalen Gewand
Daran zeigt sich, dass Braslavsky sich durchaus über diese Konflikte im Klaren ist, aber sie versäumt, den entscheidenden Schritt weiterzugehen, um hier eine wirklich profunde Zukunftsvision zu entwerfen, anhand derer wir an uns selbst die Frage stellen können, wer wir als Menschen sind und sein wollen. Es ist nicht in Abrede zu stellen, dass die im Roman angerissenen Ethikfragen zum Verhältnis von Mensch und Maschine relevant sind, aber sie werden in dieser Form seit Jahrzehnten insbesondere von Filmen und Serien immer wieder aufgegriffen. Schon die Unsicherheit des Protagonisten in “Blade Runner”darüber, wer Mensch und wer Replikant ist, greift die Ersetzbarkeitsfrage auf. Es mag nicht die Aufgabe jeder KI-Story sein, ethische Grundfragen zu diskutieren, aber der als klassische Krimigeschichte erzählte Roman konzentriert sich zu sehr auf den Fall, den Roberta zu lösen hat, und übergeht dabei wichtige Themen, die sich im Handlungsverlauf meist nur kurz zeigen. Je weiter Fiktion in die Zukunft denkt, desto größer ist oft die Versuchung, sich in faszinierten Beschreibungen technischer Möglichkeiten zu verlieren.
Literatur als Imaginationsraum
Wie reiz- und anspruchsvoll ein Blick in eine sehr nahe Zukunft sein kann, zeigt Sina Kamala Kaufmanns Band “Helle Materie: Nahphantastische Erzählungen”, der im Frühjahr beim jüngst auf der Frankfurter Buchmesse mit dem Deutschen Verlagspreis ausgezeichneten unabhängigen Berliner Verlag mikrotext erschienen ist. In ihren Prosatexten denkt Kaufmann aktuelle Entwicklungen wenige Schritte in die Zukunft und hebt sie so im Imaginationsraum der Fiktion auf die nächste Ebene.
Kaufmanns Erzählung Produktivität, die sich mit einer Selbsthilfegruppe für Menschen beschäftigt, die in einer effizienzfixierten Arbeitswelt unter hemmender Prokrastination leiden, behandelt eine technische Entwicklung, die schon jetzt in Ansätzen zu beobachten ist. In unserer Gegenwart hat die schwedische Firma TUI Nordic vor kurzem ihren Mitarbeiter*innen auf freiwilliger Basis einen Chip einpflanzen lassen. Das mit NFC-Technik ausgestattete Handimplantat öffnet Türen und schaltet Geräte frei. In Kaufmanns Erzählung leistet ein Chip im Körper nicht mehr nur den einfachsten Austausch von Daten. Hier überprüft ein Implantat, das der Gruppenteilnehmerin Mary eingesetzt wurde, chemische Prozesse im Gehirn und passt sie an. An besonderen Tagen gibt es sogenannte “Mood Gifts”, etwa zum Geburtstag: “Neuropeptid, das Geschenk der Zukunft.” Was bei TUI Nordic noch vergleichsweise minimalste Technik ist, hat hier bereits Sphären erreicht, in denen uns bereits bekannte Selbstoptimierungsapps invasiv in den Körper eingreifen. Mary stellt fest, dass sie keinerlei Kreativität und eigene Ideen mehr habe, seit ihr Körper perfektioniert wurde. Überraschenderweise stellt das für sie einen Erfolg dar, da sie nun endlich effektiv sein könne, während sie früher von Ideen abgelenkt worden wäre “wie Tinnituspatienten” von einem Piepsen. Anhand unterschiedlicher Sichtweisen in der Gesprächsgruppe auf das Thema der Selbstoptimierung zeigt die Erzählung, wie wir eines technisierten Kapitalismus Herr werden wollen, indem wir versuchen, die Anforderungen der Beschleunigung und Komplexität mit Hilfe von Technik wieder abzufangen.
Digitale Linderung eines beschädigten Arbeitssystems
Denn da, wo der Alltag im kapitalistischen System Selbstsorge nicht mehr gestattet und keine Entlastung bietet, bedienen wir uns digitaler Hilfsmittel, um uns in einem überhitzten System wieder Genuss und Nähe zu verschaffen. So gesehen verspricht die Digitalisierung auf eine perfide Art eine Linderung des von ihr überhaupt erst geschaffenen, beschädigten Arbeitssystems. Die Anforderungen einer kapitalistischen Leistungsgesellschaft, die durch digitale Vernetzung noch beschleunigt und forciert wird, werden durch Selbstsorge und Selbstoptimierung abgefedert. Unterstützt werden diese Selfcare-Prozesse durch die Digitalisierung, die entsprechende Angebote wiederum monetarisiert – ein dreischrittiger Teufelskreis.
Wie im Kapitalismus Fortschritt direkt in einen Gewinnmaximierungskreislauf einbezogen wird, zeigt Kaufmanns vielleicht gegenwärtigste Erzählung “Eine Kleidergeschichte”. Während in der Realität Greta Thunberg vor etwa einem Jahr eine weltweite Jugendbewegung zum Schutz des Klimas auslöste, entscheiden sich hier drei Jugendliche, jeden Montag den Konsum zu verweigern und nichts zu kaufen. Bald schließen sich andere an, weiße Kleidung wird zum Markenzeichen der Befürworter*innen und die Bewegung nimmt binnen weniger Monate ähnliche Ausmaße an wie Fridays For Future. Kaufmann, die sich selbst als Aktivistin bei Extinction Rebellion für den Klimaschutz einsetzt, beschreibt die Entwicklung dieser fiktiven Bewegung bis hin zu dem Punkt, an dem der Kapitalismus sich die Revolution einverleibt. Große Marken verkaufen weiße Kleidung, bis schließlich ein Unternehmen auf den Gedanken kommt, den Kauf von Kleidung mit Vereinbarungen zur Selbst- oder Gesellschaftsoptimierung zu verbinden. Auf einem Etikett steht etwa: “Dunkle Orangen-Garde, Mindesttragedauer 14 Monate. Der Käufer verpflichtet sich für diesen Zeitraum, dem Anbau sowie der Produktions- und Lieferkette von Blutorangen regelmäßig seine Aufmerksamkeit zu widmen.” Angesichts eines Systems, das jeden Widerstand in kapitalistische Marktlogiken einbettet, könnte man den berühmten Satz umwandeln in: the revolution will be monetized.
Blick in die nahe Zukunft
Interessant ist, dass in “Helle Materie” keine humanoiden Maschinen auftauchen und dass Kaufmanns Erzählungen gerade deswegen teilweise so bedrückend wirken. Die Vorstellung von menschenähnlichen Robotern mag uns reizvoll und gleichzeitig unheimlich erscheinen, doch verstörender ist oft die Vision einer Zukunft, die uns nur wenige Jahre entfernt vorkommt. Denn ob die Szenarien, die Kaufmann entwirft, in der Form Realität werden, ist zunächst irrelevant. Entscheidend ist, dass sie uns näher und denkbarer erscheinen als die Hubots in Braslavskys Roman. Der Erzählband bietet ein überzeugendes Beispiel, wie Literatur realistische Planspiele entwerfen und durchexerzieren kann. Er konfrontiert uns so mit Szenarien, die uns vielleicht noch nicht möglich erscheinen, aber denkbar sind, oder vor denen es uns graut.
Schöne alte Welt
Literatur kann uns aber auch zeigen, was möglich gewesen wäre und uns damit wach halten für die Tatsache, dass wir mehr Entscheidungskraft über die Technologien der Zukunft haben, als wir manchmal denken. In einer ihrer Erzählungen geht Kaufmann ins Jahr 2006 zurück und lässt uns Zeug*innen eines fiktiven Dialogs zwischen Bill Gates und Mark Zuckerberg werden. Es treffen nicht nur zwei Generationen der Techwelt aufeinander, sondern es ist ein Aufeinanderprallen von divergierenden Weltsichten. Während der junge Zuckerberg keine Grenze sehen will, versucht der ältere Gates ihn zu überzeugen, dass technische Innovation eben nicht zwingend eine positive Entwicklung bedeutet. Zuckerberg beharrt darauf, dass Facebook ausschließlich Gutes bringen und die Menschheit im besten Sinne vernetzen wird. Die Realität sieht, wie wir wissen, anders aus. Letztes Jahr musste Mark Zuckerberg sich vor dem US-Kongress für einen Datenskandal seines Unternehmens rechtfertigen, der Schätzungen nach bis zu 87 Millionen Menschen betreffen könnte. Erst kürzlich befragte ihn der Kongress erneut, diesmal zum zweifelhaften Umgang mit Falschinformationen in dem sozialen Netzwerk.
In dem fiktiven Dialog entsteht hingegen eine alternative Vergangenheit, in der Facebook nicht an die Börse geht und sich nicht gegen jegliche moralischen Verpflichtungen immun zeigt, sondern zur “ersten weltvergesellschafteten Unternehmung” und schließlich als Netzwerk Teil der Vereinten Nationen wird. Dies ermöglicht eine demokratische Partizipation der Weltbevölkerung, schafft Sichtbarkeit für Missstände und verändert das Weltwirtschaftssystem.
Denkanstöße für die Gegenwart
So abwegig dieses Szenario einer progressiven Facebook-Revolution rückblickend auch erscheinen mag, offenbart es doch zwei für den Zusammenhang von technischem Fortschritt und Arbeitswelt entscheidende Punkte: In einem profitorientierten Kapitalismus werden neue Technologien in den meisten Fällen erst einmal der Gewinnmaximierung dienen. Aber Erzählungen wie die von Kaufmann bewahren den Gedanken daran, was mit der digitalen Vernetzung Positives möglich ist. Darüberhinaus zeigt diese fiktive Vergangenheit, dass bei einer Anpassung des Arbeitsmarktes an die digitalen Neuerungen über die Grenzen des eigenen Landes hinausgeschaut werden muss. Ein derart globalisierter und digital vernetzter Kapitalismus kann nicht innerhalb staatlicher Grenzen kontrolliert werden und verlangt ein ebenso vernetztes und globalisiertes System von sozialen Sicherungen und demokratischen Partizipationsmöglichkeiten.
Literatur kann Probleme dieser Tragweite selbstverständlich nicht lösen, aber sie kann wie in Sina Kamala Kaufmanns “Helle Materie” erlebbare Szenarien entwerfen, die in ihrer Umsetzung (manchmal leider, manchmal hoffentlich) Fiktion bleiben, die uns aber immer wichtige Denkanstöße geben können.
Autor*in
Simon Sahner ist Doktorand der germanistischen Literaturwissenschaft und Autor feuilletonistischer Texte bei 54books und anderen Online-Publikationen. Der Fokus seines Schreibens und Forschens liegt auf Gegenwartsliteratur, Digitalisierung, Geschlechterfragen und der Literatur des 20. Jahrhunderts
Was wäre, wenn…
… Technologie uns die Arbeit abnähme?
Im 8. Teil unserer was wäre wenn-Reihe sprechen wir über Technologie. was wäre wenn ist das Online-Magazin der Initiative Offene Gesellschaft für konkrete Utopien. Unser Ziel ist es, Alternativen für die Gesellschaft sichtbar zu machen und potenzielle Lösungen ins Zentrum zu rücken.
Jedes Thema wird mit einer was wäre wenn-Frage eröffnet und anschließend in Essays, Interviews und in einem begleitenden Podcast diskutiert. Zum Wesenskern unseres Magazins gehört die Pluralität der Stimmen und Perspektiven. Die Inhalte werden deshalb, neben journalistischen Beiträgen, vor allem von Expert*innen aus Wissenschaften, Praxis und Zivilgesellschaft verfasst.
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